Leseprobe:

Die Energieeinsparverordnung – Ein Buch mit sieben Siegeln?
Beginnend mit der Erdölkrise wurden die Anforderungen an den Energiehaushalt von Gebäuden mehrfach novelliert und verschärft. Ursache war zum einen ein prognostizierter Mangel an fossilen Brennstoffen und die damit verbundene Energie-Abhängigkeit, zum anderen das bei der Verbrennung entstehende CO2, Hauptverursacher des 'sauren Regens'. Im Rahmen der Modernisierung des Rauendahls galt es nun, diesen technischen Bericht zur Energiesparverordnung erstellen zu lassen, um über die realen Umbaukonsequenzen konstruktiv nachdenken zu können. Inhalt und Folgen dieses Berichtes sind komplex aber durchaus interessant. Seine Folgen sind bereits heute in Form neuer Fenster, Heizungen und Bäder spürbar. Ein Umbau, im Zeichen der Energie.

Die Energieeinsparverordnung (EnEV) ergänzt seit Februar 2002 die Wärmeschutzverordnung aus dem Jahr 1995 (WCVO 95). Beiden gemein ist, daß sie aktuelle Anforderungen an die Gebäude beschreiben.

Die WSVO 95 berücksichtigte die Parameter:
• Jahresheizwärmebedarf als Anforderung an beheizte Nutzfläche/beheiztes Gebäudevolumen
• Wärmeverluste aus Transmission und Lüftung sowie interne und externe solare Wärmegewinne

In der Energieeinsparverordnung wurden zusätzlich folgende Parameter aufgenommen:
• Berücksichtigung von Wärmebrücken
• Bestimmung der Luftdurchlässigkeit
• Detaillierte Berechnung von Fensterflächen

Die WSVO 95 ließ Wärmebrücken an Gebäuden noch außer Acht, weil auch größere, unzureichend gedämmte Gebäudeteile beispielsweise über hochwirksame Lüftungsanlagen ausgeglichen werden konnten. Die neue EnEV berücksichtigt diese Wärmebrücken sehr wohl. Ein wichtiges neues Kriterium ist auch der Nachweis der Luftdurchlässigkeit des Gebäudes. Der Nachweis erfolgt über einen Blower-Door-Test. In das Haus wird praktisch Luft geblasen, wodurch im Innern ein leichter Überdruck entsteht. Die entweichende Luft wird nachgewiesen und bemessen, womit unkontrollierter Lüftungswärmeverluste erkannt und vermieden werden können.

In weitaus höherem Maß wird in der geltenden EnEV die Technik der Heizungsanlage berücksichtigt. Ähnlich wie in der WSVO 95 werden auch in der EnEV Anforderungen an Gebäude im Bestand gestellt. Für einige Bauteilbereiche, insbesondere Decken zu nicht ausgebauten Dachgeschossen, sowie Heizungsanlagen, wurden die Anforderungen deutlich erhöht. Die Anforderungen nach EnEV soll an der Großmodernisierung Rauendahl erläutert werden
Die zu modernisierenden Häuser im Rauendahl wurden Anfang der 60er Jahre errichtet. Außenwände und Dach sind nicht wärmegedämmt. Lediglich die Fenster wurden ausgetauscht.
In insgesamt drei Bauabschnitten wird das Rauendahl derzeit unter Berücksichtigung der beauftragten Bemessungsgrundlagen modernisiert. Die ersten beiden Bauabschnitte sind bereits abgeschlossen und hinterlassen insgesamt 344 sanierte Wohnungen. Im Jahr 2003 werden noch einmal rund 500 Wohnungen in gleicher Weise saniert. Welche enormen Energieeinsparungspotentiale in diesen Umbaumaßnahmen liegen, wird weiter unten nachgewiesen. Erwähnenswert ist auch, daß diese Maßnahmen in bewohnten Wohnungen in maximal 14 Tagen umgesetzt wurden.

Beispielhaft soll hier ein Haus an der Berliner Straße nachgewiesen werden. Folgende Maßnahmen wurden im Zuge der Modernisierung ausgeführt:

Bauteil Bestand Verbesserungsmaßnahme
Außenwand Hüttenstein 30cm
WDVS mit 80mm PS-Dämmplatten 035
Fenster Isolierverglasung k=2,9 Kunststoff-3-Kammerprofil, Isolierverglasung U=1,1
Dach
(unbeheizter Dachraum)
Ziegeldeckung Aufdachdämmung PS-Dämmplatten 120 mm 035
Heizung Nachtspeicher- und Kohleöfen Brennwertkessel 70/55, Zentralheizung und zentrale Warmwasserversorgung, Thermostatregelung

Der Jahresprimärenergiebedarf für das bestehende Gebäude: 1.530,01 kWh/m2a

Der Jahresprimärenergiebedarf nach Modernisierung: 150,34 kWh/m2a

(Der "Jahresprimärenergiebedarf" beziffert, wie viel Energie im Verlauf eines
durchschnittlichen Jahres für Heizen, Lüften und Warmwasserbereitung benötigt wird.)


Nach der erfolgreichen Installation der neuen Heizsysteme hat sich die HWG dazu entschlossen, die Ablesung der Heizungen mit Hilfe modernster Technologien vornehmen zu lassen. Das Unternehmen Techem hat hier richtungsweisende Möglichkeiten aufgezeigt. In den Hauseingängen sind nun Funksender installiert, die alle nötigen Daten, für die früher der 'Ableser' in jede Wohnung kommen mußte, an einen Computer weiterleiten. Die Wasseruhren müssen jedoch nach wie vor von leibhaftigen Menschen abgelesen werden.

Das Rauendahl wird modern. Die HWG treibt diesen Modernisierungsprozeß mit großen Schritten voran, denn die geltende Energieeinsparverordnung ist sicherlich ein weiterer Schritt zu einem ressourcenschonenden und umweltbewußten Umgang mit der Energie. Auch darin liegt eine grundsätzliche Verantwortung der HWG.

 

Züruck